Immer rede ich mit einem Den ich niemals sprach und sah Und von etwas Ungemeinem Das noch nie geschah. Was auch mich umgibt von Lieben Läßt noch eine Lücke leer Und ich gehe umgetrieben Durch die Häuser quer Les‘ in tausenden Gesichtern: Ist es jenes ist es dies Wie es angestreift von Lichtern Sich mir flüchtig wies ? Und ich bin mir kaum im Klaren Ist es Mann ists Kind ists Frau Dem ich jene unnennbaren Dinge anvertrau? Leichte Lieder Daß lebendig ein Gesicht Beim Erwachen mir begegne Und der Traum noch weiterregne In das leuchtend wahre Licht: Dies erbat ich. Denn es machen Seelen die zur Liebe sind Sich zuerst zum Angebind Aneinander aufzuwachen. Leichte Lieder Immer singe ich und singe Mir Besänftigung ins Blut Singe mich voll guter Dinge Wie das Kind im Walde tut Den es sehr allein begehn muß Abends oder gar zur Nacht. Und es singt, daß es nicht sehn muß Wie das Strauchwerk bange macht. Wie die böse die bemooste Föhre nach ihm streckt den Arm. So sing ich mir selbst zum Troste — Nur wer ganz verstummt ist arm. Es beschirmen sich im Gange Lied und Mund geschwisterlich Und solang ich sing solange Glaube ich und liebe ich. Leichte Lieder Manche Dinge leben lang Andre Dinge sterben früh Aber seltne Dinge Gehen noch den zweiten Gang. Willig blühe und verblüh! Dich zu wandeln sei bereit! Keinem Schmetterlinge Glaubst du mehr die Larvenzeit Und doch ruhte eingesargt Der den Sommer schmücken soll! Denke dich bescheidend Wenn dein Leben an dir kargt Daß du von demselben Ast Draus die süße Lotos quoll Dir die Flöte schneidend Noch statt Blüten Klänge hast. Leichte Lieder Zwei Saiten sind gemacht Für einen Ton der drauf entstehe Auch finden sich durch weite Nacht Zwei Münder zwei von Sehnsucht wehe. Gott hat ihren Kuß gedacht Der will geküßt sein und gibt acht Daß eins den Weg zum andern gehe. Leichte Lieder Wessen hat Gewalt die Flöte? Zu dem Sturme spricht sie «steh» Aber Menschennöte Macht sie linder nur. Wessen hat ein Herz Gewalt? Flügelschlagend überm Meer Findets land- und liebewärts Denn es weiß die süße Spur! Doch mein Herz an deinem Herz Hat Gewalt daß widerhallt In dir all mein Tiefes In mir all dein Lindes. Das begehrte Unterpfand — Du weißt wohl: dir schlief es Ich weiß wohl: ich find es In der kindlich kleinen Hand. Leichte Lieder Wort in das ich mich verbrämte Täuschte euch ich sei der Art Daß ich mich zu bitten schämte Gnügsam in mir selbst verwahrt. Aber traf ein Auge ich Tief befragend. wunderbar Antwort wissend und geheimen Ähnlichseins erinnerlich Will sich gleich auf Demut reimen All mein Wesen wie ein still Hingehaltnes Händepaar Auf die Hand die schenken will: Ob in diesem Blick mich lädt Ein beredsames Erkennen Ob sich diese Lippen trennen Zu dem Laute der errät.
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