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Gedichte (1891) – Richard Hugo

Niemals nenn’ ich deinen Namen, Teuren Namen meiner Liebe. Zu des Lebens Festgetriebe Wir zwei späte Gäste kamen, Ist kein Platz mehr frei? Du gehst hier und ich geh’ dorten, Gehen nicht zusammen; Unsre Herzen schlagen Flammen, Aber sagen’s nicht in Worten, Brechen fast entzwei. Schliefen gern aus einem Kissen, Säßen gern auf einem Pfühle; Doch getrennt stehn unsre Stühle, Und uns schmeckt kein einz’ger Bissen Von des Lebens Mahl. Siehst du still nach mir hinüber, Kann mich ferner keine laben Von den zugeteilten Gaben; Dich in Schmerzen hätt ich lieber — Keinem ward die Wahl. Letztes Lebewohl. Nach einer Wolke blick’ ich, die am Himmel fuhr, Ich sah sie leicht hinschweben, wo blieb ihre Spur? Nicht um die kleine Wolke ist es mir so leid, Um dich nur du verschwundne Unschuld meiner Kinderzeit. Als noch das ferne Leben wie ein Paradies Früh ausgesandte Falter vor mir schweben ließ, Da jagt’ ich von den bunten, der mir meist gefiel, Und dachte, immer weiter ginge so das frohe Spiel. Wie liegt nun weit die Wiese, wo ich Blumen fand Und goldne Kiesel suchte aus der Quelle Sand! Nicht hat mich halten können treuer Warner Wort, Es riß aus ihren Armen mächtig mich in’s Weite fort. Wie kann auch der es wissen, der im Thale wohnt, Wie die schroffe Firne den kühnen Klettrer lohnt, Der sie hat erklommen aller Furcht zum Spott — O Berge! wie an Schmerzen war auch an Wonne ich ein Gott! Ich hab’s gewußt beim Steigen, abwärts führt kein Pfad, Als ich die letzte Blume hocherblüht zertrat. Tief unter meinen Füßen liegt mein Vaterland — O Erde, ich muß sterben! meine Kerze hat zu schnell gebrannt. Es ist nicht leicht zu sterben, wie man gern auch mag. Das todgebrochne Auge weckt nie mehr der Tag, Und aller kommenden Sommer Lust und Fröhlichkeit Kann nicht den Todten finden auf der Erde weit und breit. Und alle lichten Wunder aus des Glückes Hand Sie sind für den verloren, der von der Erde schwand. Voll Segen ist die Erde, fruchtbar ist ihr Schoß, Doch wen sie birgt darinnen, dem fiel ein traurig finstres Los. Die Sonne, wenn sie Morgens anhebt ihren Lauf, Weckt ihn mit ihren Strahlen nicht vom Lager auf; Zu Ende ist’s, zu Ende, ist auf ewig aus, Wer je verließ die Heimat, nimmer findet der zu Haus. Da hast noch nie die Augen Abends zugethan, Du wußtest denn, von neuem fängt an der Lebenswahn. Nie ward dem blinden Hoffen Ende noch gesetzt, Du kannst es nicht begreifen, was es heißt: zu allerletzt. Um dich die heiße Klage trifft nicht mehr dein Ohr, Die dein Liebster klaget, daß er dich verlor; Nicht ferner kannst du fühlen seiner Thränen Fall, Und seine teure Stimme ist für dich klangloser Schall. Und zieht die bange Sehnsucht ihn zu deinem Grab, Dringt kein Hauch des Lebens doch zu dir hinab. Dein Herz kann nicht mehr klopfen, naht des Freundes Schritt, Und geht er trostlos weiter, du kannst nie mehr, nie mehr mit. Und blüht in lauter Wonne jubelnd rings die Welt, Von allen Tönen keiner deine Ruh’ befällt. Dräng’ auch in deine Kammer der Geliebte ein, Wohin soll er sich betten? Keine warme Brust wird da mehr sein. — Du sagtest, eh das letzte Glück uns noch erblich, Daß du niemals könntest leben ohne mich, Sagtest, daß du niemals wieder würdest froh. Nun bin ich fortgegangen, sieh, nun geht es doch auch so. Man kann das Leben tragen, wenn man leben muß, Lebendge Herzen fühlen gern der Freude Gruß; Licht bringt jeder Morgen, süßen Schlaf die Nacht; Doch wirst du nicht vergessen, an die du einst so viel gedacht.


Und ob ich auch geschwunden bin aus Zeit und Raum, Ich werde zu dir kommen manchmal noch im Traum; Wenn du die Augen aufthust mit dem Morgentau, Wirst du dich heimlich sehnen nach deiner jungfräulichen Frau. Die Walküre. Ich hasse deiner lieben Lippen Rot Und deines Herzens siegesfrohes Schlagen; Mein Schild will meinen Liebling sich versagen: Ich, die Walküre, werbe dir den Tod! Mich scheidet Wodan’s ewiges Gebot Von Gattenliebesglück und Friedenstagen; Nur todeswund darf ich im Arm dich tragen Von Schwerterklang und Lanzenwurf umdroht. O zürne nicht, daß ich mir dich erfleht! Sieh, während sacht mein Flügel dich umweht, Wenn wir in Wolken nach Walhalla schweben, Und meine Sehnsucht in dir untergeht, Soll meiner Küsse Hauch dir wiedergeben Die Süßigkeit von hunderttausend Leben. Geh’ ich Hand in Hand mit dir, Ist das Stoppelfeld voll Zier, Und des Hahnes Kikriki Voll von süßer Melodie. Seh’ ich fern dir Engel schweben, Schau’ ich nichts als trunkne Horden; Fern dir ist mein ganzes Leben Nur ein Lied aus Mollakkorden. Italien. Blühen Blumen hier am Wege? Welch ein Hauch hat mich getroffen? Mein Glieder wie so träge! Krankt ihr noch vom Berg, dem schroffen? Meine Augen, die gewöhnten Firnenhoch hinaufzuklettern, Meine Ohren, welche dröhnten Von der Schneelawine Schmettern, Sind bequem und matt geworden. Dieser Fluß mit grünen Borden Kann nicht mehr am Stein zerstieben, Keine Gletscherlocken sträubt er — Und wo seid denn ihr geblieben, Hehrer Alpen weiße Häupter? Ist denn alles umgetauscht? Stolze Kraft in süße Ruh? Frieden der das Herz berauscht: Ach Italien, das bist du! Sind das Berge, sind es Hügel? Ja ihr seid’s im Kranz der Vignen, Schnell belehrend mein Geklügel, Weltberühmte sanfte Linien! Ihr seid’s die das Auge trösten, Noch den zack’gen Fels im Sinn, Nun in Wellen, sanft gelösten, Fließen alle Höhn dahin. Ach und du, in dessen Armen Die Natur der Welt entfloh, Sanftes Auge voll Erbarmen, Schöner See Ceresio! Lebtest du gleich Arethusen? Woher bist du mir vertraut? Hast du durch Gewand und Busen Heimlich mir in’s Herz geschaut? Schon entströmt das schmerzlich große Meiner Brust, das bittre Weh; Tief in deinem blauen Schoße Laß es schlummern, holder See!

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