Tiefblau der Himmel, tiefblau das Meer, Die Küste bewaldet, im Vordergrunde Die glänzende Stadt und die Häuser umher Wie Blüthen im Kranze der grünenden Runde. Denn weit in des Festlands Lagerung Streckt eine Bucht den gespannten Bogen, Langsam, mit großem, mächtigem Schwung Rollen herein die atlantischen Wogen. Und Schiffe kommen und gehen fort, Mit Gütern und kostbaren Schätzen beladen, Sie von Brasiliens sonnigstem Port Hinwegzuführen nach fernen Gestaden. Bahia und Allerheiligenbai, Ein Paradies auf des Erdballs Mitten, Als hätten, wer schöner und herrlicher sei, Hier Land und Meer mit einander gestritten. In blendender Pracht das Ufer entsteigt Mit ragenden Hügelreihen den Fluthen, Und üppiger Waldwuchs, unendlich verzweigt, Schattet und schirmt vor den tropischen Gluthen. Die Jaccabäume, so riesengroß, Euphorbien, Farne, gefiederte Palmen, Mangrovendickichte, grenzenlos, Und Bambusgebüsche mit schwankenden Halmen. Des dunkeln Lorbeers stolzes Geschlecht, Hellgrün saftstrotzende Bananen, Und undurchdringlich das Geflecht Von kraus verschlungenen Lianen. Mit Blättern, mit Fächern und Wedeln drängt Sich’s wuchernd empor zu Licht und Leben, Hoch zwischen Wipfeln aufgehängt Die wunderbarsten Blüthen schweben. Ein zaubrisch Bild ist’s, das entzückt, Von nah gesehen und von ferne, Das Herz erhebt, den Sinn berückt Im Sonnenlicht, im Glanz der Sterne. Im Hafen liegen Mast bei Mast, Vierkant getoppt, in Drang und Gewirre, Viel Schiffe, laden und löschen die Last Und bessern Tauwerk und Geschirre. Wie lustig Wimpel und Flaggen wehn, Und Boote rudern nach allen Seiten, Und wie die weißen Segel stehn, Die über die blaue Fläche gleiten! Weit dehnt sich und rückt zum Strande vor Die Handelsstadt mit Speichern und Schuppen Und baut sich am Bergeshang empor Mit Gartensitzen und Häusergruppen. Geschäftiges Treiben tost und braust Betäubend auf des Dammes Länge, Maulthiere, Neger, Matrosenfaust Schaffen sich Raum im dichten Gedränge. Dort oben schweigende Wildniß prangt In unerschöpflicher Gestaltung, Hier unten zu seinem Recht gelangt Des lauten Weltverkehrs Entfaltung. Steht Einer auf des Bollwerks Höh Und raucht und blickt nach all den Schiffen, Ein Seemann, den schon Sturm und Bö Auf jedem Breitengrad umpfiffen. Ist stämmig, untersetzt gebaut Und wetterhart als wie von Stahle, Doch aus den klaren Augen schaut Ein guter Kern in rauher Schale. Wie er so pafft und spuckt und späht, Sieht er ein Gigg zu Lande kommen; Scharf lugt er hin und sinnt und räth, Von welchem Schiff es abgeschwommen. Das Wasser von den Riemen blitzt Im Sonnenschein, als ob sie brennen, Den aber, der am Ruder sitzt, Den Kapitän, den sollt‘ er kennen! Hielt manchesmal derselbe Grund Nicht schon die Anker von den Zweien? Gewiß! die Hände vor dem Mund Als Sprachrohr, jenen anzupreien, Brüllt er von oben: »Boot, ahoi!« Und winkt und winkt ihm, anzulegen, »’s ist Edzard Truelsen, meiner Treu!« Und eilt hinab dem Freund entgegen. Der springt aus seinem Gigg an Land, Eh ihn der Andre kann erreichen, – »Früd Buncken!« und dann Hand in Hand: »Das deut‘ ich mir zum guten Zeichen!« So ruft erfreut der jüngre Mann, Ein blonder, hochgewachsner Friese, Der Mitte Dreißig zählen kann, Mit Augen, blau wie zwei Türkise. Zum Damm hinauf die Beiden gehn. Sie haben sich seit langen Tagen Zu Land, zu Wasser nicht gesehn, Und manches giebt es da zu fragen. »Von Hamburg komm ich,« Buncken spricht, »Nach dem La Plata geht die Reise, Das Weitre weiß ich selber nicht, Das kommt auf Ladung an und Preise. Und Ihr?« – »Ach, wie vom Sturm gehetzt Bin ich mit meiner Bark gefahren, Von den Molukken komm‘ ich jetzt, Bin draußen schon seit ein paar Jahren. Nun aber weht vom Topp hinaus Der Heimatwimpel endlich wieder; Wie freu‘ ich mich, hol‘ ich zu Haus Ihn erst im Hafen glücklich nieder!« »Wart Ihr so lang der Heimat fern, So kann ich Euch das Neuste melden,« Sagt Buncken, »und Ihr hört es gern, Etwas vom Brandenburger Helden. Denkt Euch! der Kurfürst – ein Genie! Baut eine Flotte, will sich regen Und gründet eine Kolonie In Afrika des Handels wegen. Was sagt Ihr?!« – »Daß ihm Gott vergelt! Noch hatt‘ ich nichts davon vernommen.
Wie sieht es sonst aus in der Welt? Ich bin erst gestern angekommen.« Früd Buncken bläst den Rauch und meint: »Wenn heut wir zu Baretto steuern, Wo Abends alle Mann vereint, So hört Ihr Euch an Abenteuern Und Neuigkeiten voll und satt In der befahrnen Companhia, Und dieser Schuft Baretto hat Den besten Tropfen in Bahia.« Edzard blickt um sich auf die Bai, Von dunklem Walde rings umschlossen, Als ob’s ihm lang Entbehrtes sei; Tief athmend spricht er zum Genossen: »Noch zu dem Hügel laßt uns gehn Bis dort, wo die Bignonien winken! Auf fester Erde Grund zu stehn, Macht mich so froh; – dann wolln wir trinken.«
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