Gedächte man nicht gütig sein, Der Gutes rang der Welt zu leihn, So könnt uns keine Freude leihn Was Gutes in der Welt mag sein. Der gute Mann, was der für gut Und nur der Welt zu Gute thut, Wer das ihm anders als für gut Verstehen will, der missethut. Ich hör es schmähen oft und viel Wes man doch nicht entrathen will; Da ist an Kleinem schon zu viel, Da will man was man doch nicht will. Es lob ein Mann, das ziemt ihm wohl, Wes doch auch Er bedürfen soll; Er laß es sich gefallen wohl, Weil es ihm doch gefallen soll. Theur und werth ist mir der Mann, Der Gut und Übel scheiden kann, Der mich und einen jeden Mann Nach seinem Werth erkennen kann. Ehr und Gunst laßt finden Kunst, Da Kunst geschaffen ist der Gunst. Wo Kunst geblümet wird mit Gunst, Da blühet alle gute Kunst. Recht wie ein Ding zu Grunde geht, Das ohne Lob und Ehre steht, So blühet was in Ehren steht Und seines Lobs nicht irre geht. Ich weiß wohl, Mancher ist gewohnt, Daß er das Gute übel lohnt Und Übles wieder gut belohnt: Der ist an übeln Lohn gewohnt. Cunst und einsichtsvoller Sinn Bringt Eins dem Andern nur Gewinn; Kommt Neid dazu um Brotgewinn, So muß erlöschen Kunst und Sinn. Hei, Tugend, schmal sind deine Stege, Gar kümmerlich all deine Wege. Doch deine Wege, deine Stege Wohl ihm, der sie da geh und stege! Trieb ich die Zeit vergebens hin, So zeitig ich zu leben bin, So führ ich in der Welt dahin, Der Welt so werth nicht als ich bin. Ich hab ein neues Thun mir jetzt Der Welt zu Liebe vorgesetzt Und edeln Herzen zum Genuß, Den Herzen, die ich lieben muß, Der Welt, die meinem Sinn gefällt: Nicht mein‘ ich aller Andern Welt, Die Welt, von der ich höre sagen, Daß sie kein Mühsal möge tragen Und nur in Freuden wolle schweben; Die laß auch Gott in Freuden leben! Der Welt und solchem Leben Scheint mein Gedicht uneben. Solch Leben ist nicht meine Welt, Eine andre Welt mir wohlgefällt: Die zusammen hegt in Einer Brust Das süße Leid, die bittre Lust, Das Herzensglück, die bange Noth, Das selge Leben, leiden Tod, Den leiden Tod, das selge Leben. Dem Leben hab ich meins ergeben, Der Welt will ich ein Weltkind sein, Mit ihr verderben und gedeihn. Bei ihr bin ich bisher geblieben, Mit ihr hab ich die Zeit vertrieben, Die mir in vielbedrängtem Leben Geleit und Lehre sollte geben. Der hab ich Thun und Thätigkeit Zu ihrem Zeitvertreib geweiht, Daß sie durch meine Märe, Welch Leid sie auch beschwere, Zu halber Lindrung bringe, Ihre Noth damit bezwinge; Denn hat man des zuweilen Acht, Was uns die Weile kürzer macht, Das entbürdet bürdeschweren Muth, Das ist für Herzenssorgen gut. Es zweifelt Niemand daran: Wenn der müßige Mann Mit Liebesschaden ist beladen, So mehrt die Muße Liebesschaden; Bei Liebesleiden Müßigkeit, So wächst nur noch der Liebe Leid. Drum rath ich, trägt wer Schmerzen Und Liebesleid im Herzen, So widm er sich mit Kräften Zerstreuenden Geschäften, Damit das Herz in Muße ruht: Das ist dem Herzen herzlich gut. Doch ist es nimmer wohlgethan, Wenn ein liebesiecher Mann Sich solchen Zeitvertreib erkührt, Der reiner Liebe nicht gebührt: Mit edeln Liebeskunden Versüß er seine Stunden, Die mag ein Minner minnen Mit Herzen und mit Sinnen. Noch hört man Eine Rede viel, Die ich nicht ganz verwerfen will: Je mehr ein Herz, das Liebe plage, Sich mit Liebesmären trage, Je mehr gefährd es seine Ruh. Der Rede stimmt‘ ich gerne zu, Wär Eins nicht, das mir Zweifel regt: Wer innigliche Liebe hegt, Daß er im Herzen Schmerzen spürt, Der bleibt von Schmerz nicht unberührt. Der innigliche Liebesmuth, Je mehr in seines Triebes Glut Der brennt und liebend lodert, Je mehr er Liebe fodert.
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